Visuelle Editoren für WordPress

Inhaltsverzeichnis

Visuelle Editoren erleichtern das Erstellen und Verändern von WordPress-Beiträgen und Seiten. Dabei sollten jedoch einige Dinge beachtet werden, bevor ein Editor unüberlegt eingesetzt wird und das später Probleme mit sich bringt.

Was sind visuelle Editoren?

Jedes System zur Verwaltung von Webseiten braucht eine Möglichkeit, den Inhalt bzw. Text irgendwo einzugeben. Bei WordPress steht dafür eine Oberfläche mit dem Editor TinyMCE zur Verfügung. Dieser Editor sieht aus wie eine abgespeckte Version eines Schreibprogrammes und lässt sich genauso bedienen. Text kann dick, unterstrichen oder kursiv dargestellt werden, Bilder und Verweise eingefügt und alles farbig gestaltet werden. Für diese Grundfunktionen ist der vorhandene und in jeder WordPress-Installation mitgelieferte Editor völlig ausreichend und gut geeignet.

Standardeditor TinyMCE von WordPress
TinyMCE ist der Standardeditor von WordPress und erlaubt die grundlegende Formatierung von Inhalten

Sollen nun aber abwechslungsreichere Formen, Bilder als Hintergrund, Symbole, Formulare, Schaltflächen usw. mit in eine Seite oder in einen Beitrag aufgenommen werden, reicht TinyMCE nicht mehr aus. Das ist das Einsatzgebiet für visuelle Editoren. Mit Ihnen können sehr viele gestalterische Elemente per Mausklick eingefügt, platziert und verändert werden. Die ganze Seite kann also mit Maus und Tastatur angelegt werden, ohne dass Programmierkenntnisse erforderlich wären.

So können nicht nur Beiträge optisch und funktional aufgebohrt werden, sondern komplette Webseiten per Mausklick und Tastatur erstellt werden. So zumindest das Versprechen der Hersteller.

Welche Editoren gibt es?

Diese Frage ist etwas schwierig zu beantworten, weil es sicherlich unzählige Varianten und Erweiterungen gibt, die für WordPress eingesetzt werden können. Zu den großen Vertretern aus diesem Bereich zählen BeaverBuilder, Divi, Elementor, Thrive Content Builder und Visual Composer.

Jede dieser Erweiterungen hat seine eigenen Vor- und Nachteile und bestimmt seine Daseinsberechtigung. Bisher war ich immer strikt gegen den Einsatz solcher Erweiterungen. Aktuell probiere ich allerdings auf mehrfachen Kundenwunsch zwei dieser Editoren aus: Elementor und Thrive Content Builder. Diese beiden haben mich von der Bedienung und vom Preismodell am meisten angesprochen.

Vorteile der visuellen Editoren

Die Vorteile sind ganz klar die Webeversprechen der Hersteller. Jede Seite und jeder Beitrag kann ohne Programmierkenntnisse mit unzähligen verschiedenen Elementen ausgeschmückt und erstellt werden. Man müsse lediglich mit Maus und Tastatur umgehen können.

Persönlich finde ich es reizvoll, verschiedene Elemente auf einer Seite zu platzieren und so dem Leser oder Besucher mehr Abwechslung zu bieten. In Sachen Geschwindigkeit sind diese Editoren zugegebenermaßen sehr weit vorne. Damit meine ich nicht die Geschwindigkeit der Programme selber, sondern die Zeit, in der eine Webseite oder ein Beitrag erstellt werden kann. Das ist vermutlich auch der Grund, warum selbst viele Agenturen und Webdesigner solche Erweiterungen einsetzen. Ob sie nun den Kunden darüber informieren oder nicht, sei dahingestellt.

Nachteile von Visual Composer & Co.

Die visuellen Editoren sind für eine Masse an Benutzern ausgelegt und müssen vielen Wünschen gerecht werden. Da verhält es sich genauso wie mit nicht empfehlenswerten Premium-Themes. Beides wird mit Funktionen vollgestopft, egal ob man sie alle benötigt oder nicht.

Ein Hauptproblem mit diesen Erweiterungen sehe ich allerdings im entstehenden Quellcode. Schaut man sich an, welche Code-Elemente alles benötigt werden, um einfachste Aufgaben zu erledigen, kann einem guten Programmierer schlecht werden. Solange alles funktioniert, gibt es nichts daran auszusetzen. Wird aber plötzlich etwas anders dargestellt als erwartet oder funktioniert nicht mehr, gestaltet sich die Fehlersuche oft schwierig.

Außerdem wollen die Hersteller, dass man bei einem Editor bleibt und diesen am besten sein Leben lang einsetzt. Es gibt zwar sehr gute kostenlose Vertreter, wie den oben schon erwähnten Elementor. Elementor bspw. speichert alle Elemente weiterhin als Beitrag ab. Entfernt oder deaktiviert man die Erweiterung, bleibt der Inhalt weiterhin vorhanden. Es sieht nur nicht mehr so schön aus.

Andere Erweiterungen speichern jedoch den Inhalt extra in der Datenbank ab. Trennt man sich da von einer eingesetzten Erweiterung, bleibt nichts von Beiträgen oder Seiten übrig. Nur eine leere Seite. Bezieht man Jahr für Jahr weiterhin kostenpflichtig die eingesetzte Erweiterung, ist alles wunderbar. Möchte man sie aber nicht mehr einsetzen, fangen die Probleme an.

Zwar versprechen die Hersteller, dass auch ohne weiteres kostenpflichtiges Beziehen der Programme diese weiterhin einsetzen kann, trotzdem ist man dann ewig daran gebunden. Angezeigt werden die Inhalte der eigenen Seite gutmöglich noch, aber man hat eine Erweiterung im Einsatz, für die man keine Aktualisierungen mehr beziehen kann. Ein großes Sicherheitsrisiko und nicht zu empfehlen.

Visuelle Editoren und Suchmaschinenoptimierung

An vielen Stellen liest man, dass der Einsatz von visuellen Editoren die Platzierung bei den Suchmaschinen negativ beeinflussen würde. Es geht fast immer um das Verhältnis von Text zu Code, dem so genannten „Text-to-Code-Ratio“. Es hält sich wie ein Mythos, dass das Verhältnis von Text zum Quellcode der Webseite eine bestimmte Schwelle nicht über- und unterschreiten sollte. Dass dies zum Beispiel bei Google nicht der Fall ist, wurde bereits von Google-Mitarbeitern bestätigt.

Ich sehe auch keinen Grund, warum eine Suchmaschine viel Quellcode schlecht bewerten sollte. Für viele Seite wird viel Code benötigt und die Suchmaschinen sind heutzutage so intelligent, dass sie die Inhalte separieren und gut erfassen können. Ganz schlechter Code würde die Suchmaschinen bestimmt verwirren, bei meinen bisherigen Tests konnte ich zwar viel produzierten Code bestätigen, aber ganz schlechten habe ich noch nicht gefunden.

Suchmaschinen bewerten aber die Geschwindigkeit einer Webseite. Der Einsatz von visuellen Editoren verlangsamt Webseiten. Es wird mit diesen Editoren eine umfangreiche Erweiterung betrieben, die auch noch allerlei CSS- und JavaScript-Dateien einbindet. Setzt man also einen visuellen Editor ein und spart noch an Server und Webseitenoptimierung, wird sich das sicher schlecht auf die Platzierung auswirken.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Vor dem Einsatz eines visuellen Editors sollten einige Punkte gut überlegt werden:

  • Brauche ich viele Funktionen des Editors, sodass sich der Einsatz lohnt oder reichen mir vielleicht sogar Shortcode aus, weil ich nur einige wenige Funktionen benötige?
  • Möchte ich das Geld für einen Webdesigner sparen und lieber an einen Hersteller für die entsprechende Erweiterung ausgeben?
  • Bin ich bereit, die jährlichen Gebühren während des gesamten Betriebs der Webseite zu bezahlen?
  • Möchte ich auf meiner Webseite wirklich den ganzen Lebenszyklus an diesen einen Editor gebunden bleiben, da sich ein Wechsel schwierig gestaltet oder sehr aufwendig ist?

Letztendlich möchte ich an dieser Stelle gar nicht vom Einsatz eines visuellen Editors abraten oder dafür eintreten. Wie immer sollten die Vor- und Nachteile gut abgewägt und durchdacht werden, da so ein Einsatz immer eine langfristige Bindung zur Folge hat.

Eine Firmenwebseite oder eine Praxis-Webseite, die nicht oft geändert wird, benötigt sicher keinen visuellen Editor. Diese werden am besten professionell erstellt und betrieben.

Ob sich der Einsatz in Blogs und schnell ändernden Seiten lohnt, probiere ich zur Zeit ausführlich aus, sodass ich meinen Kunden eine differenziertes Bild darüber bieten kann.

Haben Sie Fragen zum Thema oder wollen sich beraten lassen, nehmen Sie gerne Kontakt auf!​

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